Nord(kap)Tour 2014
05.08.14 - Tag 17 Hetta - Alta
Fichte ist weg. Über mehrere tausend Kilometer :-) war Fichte, rechts und links am Straßenrand stehend,
unser ständiger Begleiter. Nun haben wir das Verbreitungsgebiet der Fichte verlassen. Ihr wird es wohl zu
kalt sein.
Die Birke, die bei uns Unkraut des Waldes genannt wird, bestimmt die Landschaft. Das Wetter meinte es
gut. Ein warmer lauer Südwind unterstützte angenehm. Kürzeste Etappe, Baden? Ja!
Gegen 13 Uhr trafen wir vor dem Supermarkt, schon in Kautokeino, Nico, Max und Rave. Sie waren
ebenfalls mit Rennrädern, von Berlin kommend, unterwegs. Da gab es natürlich den üblichen Tratsch. Sie
wollten noch 130 km bis zum nächsten Ort Alta radeln. Die dürfen bei Rückenwind noch Rad fahren und wir
:-(? Wir holten unser Smartphone raus. Das Hotel in Kautokeino hatten wir per booking.com gebucht. Wie
war das mit den Stornobedingungen? Eine kostefreie Stornierung ist nicht möglich- es sind 100% zu
zahlen. Mist.
“Jungs, wir fahren mal zu dem Hotel. Vielleicht stehen wir am Straßenrand und dann können wir noch
etwas gemeinsam fahren.” Im Hotel sagten wir ehrlich, das wir uns vertan haben und bekamen die Zusage,
dass sie unsere Kreditkarte in Ruhe lassen. Toll :-). Nun erst einmal etwas, ach was, viel essen. Wir fuhren
dann ein paar Kilometer mit den drei Jungs. Wenn 5 beladene Rennräder mit Tempo 35 durch Norwegen
fliegen, ist das schon ein cooles Gefühl.
Irgendwann riss eine Tüte mit Lebensmitteln bei Rave, der an Zwei fuhr. Wir drei dahinter, hatten gut zu tun
einen Sturz über Joghurtbecher, Milch, Brot und Nudeln zu vermeiden. Es ging aber alles gut. Puh. Die
Jungs fuhren härter die Hügel hoch, so ließen wir sie dann fahren. Allerdings sahen wir uns die nächsten
100 km immer wieder.
Kurz vor Alta durchquerten wir dann erst Mal den Skanden. Der Skanden ist das Gebirge in Skandinavien.
Es beginnt an der norwegischen Skagerrak-Küste im Süden und läuft über ca. 1700 km bis zum Nordkapp.
Wir hatten es auf unserer Tour immer wieder im Westen gesehen. Jetzt kreuzten wir diese grandiose
Landschaft. Die letzten 10 km vor Alta reihten sich plötzlich Nico, Max und Rave wieder hinter uns ein. Sie
steuerten einen Campingplatz, wir das Hotel, in dem wir ja eigentlich erst morgen schlafen wollten, an. Ein
Zimmer war frei.
Wir sind noch nie mehr als 200 Kilometer geradelt. So haben wir uns ein leckeres Abendessen und ich mir
ein Bierchen als Belohnung verdient. Da wir ja nun eine ganze Etappe gespart haben, gibt es einen
Ruhetag. Luxus. Wenn heute nichts Außergewöhnliches passiert, gibt es den nächsten Blog erst wieder am
Donnerstag.
Statistik: Tageskilometer: 212, Gesamtkilometer: 2.296, Kilometer bis zum Nordkapp ca: 242, Tageshöhen-
meter: 1.251, Gesamthöhenmeter: 15.843, Standort N 69° 57.645 E 023° 14.170, Spendenstand 137 Cent
je Kilometer (neue Spender: Brigitte Lösecke 1 Cent, Heike Böttcher 1 Cent- Danke)
07.08.14 - Tag 19 Alta - Russenes
Wir fragten die norwegische Kellnerin, was an Alta wissenswert sei und was wir uns anschauen sollten. Da
kam sofort Geschichte. Im Alta Fjord, direkt hier, lag über etliche Jahre die Tirpitz, das modernste und
stärkste Schlachtschiff der Deutschen im 2. Weltkrieg. Sie bedrohte allein durch ihre Existenz die alliierten
Geleitzüge nach Murmansk. Dieses Konzept, dem Gegner zu schaden, ohne aktiv zu kämpfen, nennt man
“Fleet-in-being-Konzept”. Der Gegner muss immer genügend Kräfte vorhalten, um auf einen eventuellen
Angriff reagieren zu können. Wir verzichteten allerdings auf das Tirpitzmuseum. Die moderne Kirche in Alta
erinnert mich in diesem Zusammenhang auch gleich an ein U-Boot.
Die Sonne geht zwar unter, aber dunkel wird es nicht. Das Bild habe
ich gegen Mitternacht aus dem Hotelfenster aufgenommen.
Die letzten Etappen liegen vor uns. Über weite Strecken gab es gar
keine Bäume mehr. Da fielen uns Sammler in der Gras- und
Buschlandschaft auf. Was sammeln die nur? Irgendwann fragten wir.
Sie sammeln Moltebeeren. Wir durften gleich kosten. Mmmhh, lecker.
Die Moltebeere ist ein Rosengewächs
und ist in unseren Breiten sehr selten.
Übrigens ist die Moltebeere auf der finnischen 2-Euro-Münze abgebildet. Sie
ist ein Wahrzeichen Lapplands.
Wir sitzen in der Sonne in Olderfjord, bzw. Russenes am Porsangerfjord.
Morgen werden wir den absoluten Tiefpunkt unserer Tour erleben. Wie wir
den überstehen, werde ich morgen berichten.
Statistik: Tageskilometer: 112, Gesamtkilometer: 2.408, Kilometer bis zum Nordkapp ca: 130, Tages-
höhenmeter: 1.002, Gesamthöhenmeter: 16.845. Standort N 70°28.675 E 025° 03.963
Spendenstand 141 Cent je Kilometer (neue Spender: Liane und Thorsten Brucke je 2 Cent- Danke)
08.08.14 - Tag 20 Russenes - Honnigsvag
Wir fuhren 99 km durch die norwegische Fjordlandschaft. Der herben Schönheit entsprechend regnete es
immer wieder. Einheimische oder auch Touristen bauen überall kleine Steintürmchen. Vermutlich dienen sie
schon seit frühester Urzeit als Stative für Fotoapparate.
Am Wegesrand entluden Fischer ihren Fang. Ich war neugierig und bekam Königskrabben zu Gesicht. Der
Panzer von diesen Tieren hatten einen Durchmesser von ca. 20 cm und die Beinspannweite war mehr als
ein Meter. Gigantisch. Das kommt auf dem Bild nicht zu Geltung. Ich hätte mein NordTour – Maßband
daneben legen sollen. Es war nur leider schon zu kurz. Tante Wiki sagt: “Die Königskrabbe erreicht eine
Größe von 25 cm, während sie insgesamt ein Gewicht von 10 Kilogramm erreichen kann. Die
Beinspannweite kann bis zu 180 cm betragen.” Der Fischer fragte mich noch, ob ich nicht mal in das
Becken fassen wolle. Ich lehnte dankend ab.
Das Nordkapp liegt auf der Insel Magerøya. Diese Insel ist seit
1999 durch einen Unterwassertunnel an das Straßennetz des
europäischen Festlandes angeschlossen. Der
Unterwassertunnel ist 6.875 Meter lang und liegt an der tiefsten
Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel. Das sollte also der
Tiefpunkt unserer NordTour werden. Nach rauschender Abfahrt
posierte Susanne für dieses Foto. Es war sehr, sehr kalt im
Tunnel. Zum Glück mussten wir die 212 Meter auch wieder
hoch. Die größte Steigung beträgt 9%. Da wurde uns dann ganz
schnell wieder warm.
Wir durchfuhren noch vier weitere Gebirgstunnel, ehe wir im Nordkapp Vandrerhjem von Honningsvåg
Quartier nahmen.
Morgen soll es das Finale unserer NordTour 2014 geben.
Statistik: Tageskilometer: 97, Gesamtkilometer: 2.505, Kilometer bis zum Nordkapp ca: 32, Tages-
höhenmeter: 1.046, Gesamthöhenmeter: 17.891, Standort N 70°59.838 E 025° 57.640
Spendenstand 153 Cent je Kilometer (neue Spender: Hans-Dieter Brucke 2 Cent, Carola und Wilfried
Schulze 10 Cent – Danke)
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