Nord(kap)Tour 2014
27.07.14 - Tag 8 - Vildmarkcamp - Östersund
Ein Tag ist zu Ende, wenn ein Tag zu Ende ist. Ich will sagen, dass nach meinem Post von gestern noch
Einiges passiert ist. Susanne lag schon im Zelt. Ich saß auf der Bank und schaute auf den See, da stand
plötzlich Hassan auf der Holzveranda. Zu dem Zeitpunkt wusste ich natürlich noch nicht, wer er war.
Hassan lud uns ein, bei ihm zu schlafen. Es entspann sich der übliche Dialog: Einladung, höflich Ablehnung
(Danke, ist doch schön hier.), Einladung (Es regnet bestimmt gleich. Das Zimmer ist sauber.), .usw.
Irgendwann fragte ich dann Susanne. Da sprach es aus dem Zelt: Dann lass uns doch in einem schönen,
sauberen Zimmer schlafen. Ok. EIn bisschen traurig war ich ja schon, das Zelt wieder abzubauen. So ein
selbst gebautes Nest hat schon was. Jedenfalls trabten wir ein paar Minuten später Hassan hinterher. Es
standen vier Häuser am See und unser Weg führte uns zur Nummer 4.
Hassan kommt aus Pakistan. Im Haus lernten wir noch eine syrische Familie (Mama mit Tochter und zwei
Söhnen) und einen Palästinenser kennen. Wir waren in einem schwedischen Asylantendurchgangslager.
Alle entschuldigten sich, dass sie kein schwedisch sprechen. Das war für uns ok. Hassan zeigte uns das
Zimmer. Es war perfekt. Wir setzten uns dann mit zu der Gruppe und hörten ihre Geschichten. Wir
verstanden nicht alles, aber vermutlich wären wir auch ohne Sprachbarriere nicht in der Lage, ihre
Schicksale zu verstehen. Auf meinem internen Notizzettel steht: Uns
geht es gut. Da kam gestern wieder ein dicker Haken hinter. Plötzlich
bekamen wir einen Teller mit warmem Essen und Tee serviert. Der
Ramadan ist vorbei. Die Herzlichkeit, die wir gestern erfahren durften,
hat uns tief beeindruckt.
Heute Morgen haben wir uns von Hassan verabschiedet (Die anderen
schliefen noch. Wir stehen ja bekanntermaßen früher auf ;-).) Wir
wünschen ihm alles erdenklich Gute. Auf einer so langen Radtour
hängt man auch viel seinen eigenen Gedanken nach. Hier hatten wir
wieder neuen Stoff.
Die Schweden schreiben gelegentlich recht wenige Informationen auf ihre Schilder. Das macht auch Sinn,
denn es gibt oft nicht mehr zu berichten. Die nächste Stadt ist nun mal so weit weg. Da der Wind es gut mit
uns meinte, rollte es ganz passabel. So haben wir unser Tagesziel Östersund erreicht. Ach ja, auf der
heutigen Etappe schafften wir bei N 62 35.967 E 014 25.116 die 1.000 km- Marke. Mal schauen, wie es
weiter geht.
Statistik: Tageskilometer: 156, Gesamtkilometer: 1.081, Höhenmeter: 1.028, Gesamthöhenmeter: 7.740
Standort N 63° 09.551 E 014° 40.319 Spendenstand 132 Cent je Kilometer (neue Spender: Angela und
Stephan Franke 6 Cent)
28.07.14 - Tag 9 - Östersund - Strömsund
Man kann ja mal seine Küchenschränke leeren. Dann könnte man zählen, wie viele
unterschiedliche Geräte, ob mit oder ohne Schnur, man vor sich hat. Da gibt es
bestimmt Mixer, Wasserkocher oder auch Brotbackautomaten. Manche haben auch
Nudelmaschinen oder auch Salatschleudern. Die Zahl der unterschiedlichen
Gerätschaften ist überraschen hoch. Aber, habt ihr auch eine Tubenausdrück-
maschine? Die könnte man bestimmt auch für Zahnpastatuben benutzen ;-). Wir
mussten jedenfalls erst nach Schweden fahren, um diese absolut lebensnotwendige
Gerätschaft kennen zu lernen.
Den Tag begannen wir mit einer Stadtrundfahrt durch Östersund. Im Jamtli kann man
sich mit der Geschichte des Jämtlandes beschäftigen. Heute gab es neue Namen auf
den Schildern. Wenn man bedenkt, dass im Jämtland im Durchschnitt 3 Einwohner auf
dem Quadratkilometer leben und wir gerade Östersund mit 44.000 Einwohnern verlassen haben, dann
kann man sich leicht ausrechnen, dass es Tausende völlig menschenleere Quadratkilometer gibt.
Heute schlafen wir in einer Stuga bei Strömsund. Stuga ist der schwedische Begriff für ein Ferienhaus. Wir
haben eine sehr einfache Stuga auf einem Campingplatz gemietet. Mal sehen, was der morgige Tag uns
bringt.
Statistik: Tageskilometer: 105, Gesamtkilometer: 1.186, Höhenmeter: 881, Gesamthöhenmeter: 8.621
Standort N 63° 50.677 E 015° 31.975, Spendenstand 132 Cent je Kilometer
29.07.14 - Tag 10 Strömsund - Vilhelmina
Wenn man sich im Sommerhalbjahr nach Norden bewegt, so verlängert man seinen Tag. So ging für uns
heute die Sonne in Strömsund um 3:11 Uhr auf. In Magdeburg tat die Sonne das erst um 5:56 Uhr. Jetzt
sind wir in Vilhelmina und unsere Sonne geht um 22:02 Uhr unter während es in Magdeburg schon um
21:03 Uhr dunkel wird. Wir haben heute auf unserer NordTour also 224 Minuten länger Tageslicht als zu
Hause. Dies erfahren wir uns im wahrsten Sinne des Wortes.
Und das Tageslicht ist hier verdammt schön.
Nachdem wir heute früh unsere Stuga abgegeben haben, machten wir uns auf die Nahrungsuche. Im
ortsansässigen Hotel, welches ausgebucht war, waren wir erfolgreich. Gegen ein paar Hand voll Kronen
konnten wir unseren Hunger stillen. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass man auf solch einer Tour
immer Hunger hat und demzufolge immer am Essen ist.
Gegen Mittag trafen wir Nico aus Limburg. Er ist von Belgien in
einem Monat bis hier her geradelt. Wir treffen relativ selten Radler,
die so lange Touren machen. Woran das nur liegt? Lappland wir
kommen :-).
Inzwischen sitzen wir bei herrlichem Sonnenschein im
Hotelwintergarten und werden gleich Elch essen. Ja, da wäre
noch ein Wunsch für unsere NordTour.
Mal sehen, ob wir das Glück haben und was der neue Tag uns bringt.
Statistik:
Tageskilometer: 133, Gesamtkilometer: 1.319, Höhenmeter: 900, Gesamthöhenmeter: 9.521
Standort N 64° 37.444 E 016° 39.334, Spendenstand 133 Cent je Kilometer (neue Spender: Uta Bäthge 1
Cent)
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